ARKADIEN 

Arkadien, das unbekannte Land im Herzen des Peleponnes, ist voller Überraschungen und Faszination. Im Osten öffnet es sich zum Meer, zum Argolischen Golf und zum Myrtoischen Meer. Auch heute noch spürt der Reisende die Idylle, die Arkadien zum Inbegriff ländlich unverdorbener Lebensweise hat werden lassen.


Geschichte
Die Arkader gelten als der älteste Volksstamm auf der Peloponnes. Von den Doriern in das unwirtliche Hochgebirge zurückgedrängt und isoliert voneinander in den Hochtälern lebend, schlossen sie sich erst zu Beginn der historischen Zeit zu Gemeinwesen zusammen und so entstanden die ersten Städte Arkadiens. 146 v. Chr. fiel das Land an die Römer und danach zu politischer Bedeutungslosigkeit herab. Jahrhunderte später kamen die Franken, teilten das Gebiet in Baronien auf und sicherten ihren Besitz durch Gipfelkastelle und Burgen. 1330 traten die Byzantiner unter Andronikos Paläologos ihre Nachfolge an, und 1458 begann auch für Arkadien die vierhundertjährige Türkenherrschaft. 1828 wurde es befreit.


Arkadisches Land
Leonidio
- Stadt am Meer und in der Ebene. Alte Patrizierhäuser mit ummauerten Innenhöfen und blühenden Gärten. Symmetrisch angeordnete Fenster und Lichtluken, kunstvoll gearbeitete Rauchfänge, buntbemalte Fensterrahmen, verzierte Hoftore. Bürgerhäuser mit Holzfußböden und geschnitzter Decke. Eine malerische Stadt, in der die Vergangenheit auf Schritt und Tritt lebendig wird. Weiter südlich der malerische Fischerhafen Plaka am Kieselstrand und Poulithra mit seinen Steinhäusern und einem wunderschönen Strand. Fischerdörfer auch an der Straße nach Norden, eins verführerischer als das andere: Sabatiki und Livadi, in kleine Buchten geschmiegt. Paralia Tirou, rundgeschliffene Kiesel kilometerweit. Agios Andreas, Fischerboote im flimmernden Blau der Mittagshitze, Tavernen am Strand; Himmel, Meer und Land in friedvoller Stille. Paralia Astros, eine Idylle in Blau und Grün; das klatschende Geräusch eintauchender Ruder, Tavernen im dichten Schatten der Bäume, aus denen der Geruch von gegrilltem Oktopus zu uns herüberzieht. Ein Fischer beim Flicken der Netze. 
Von Paralia Astros steigt die Straße in Serpentinen hinauf ins Parnon-Gebirge, in eine wilde, jungfräuliche Berglandschaft mit kleinen Dörfern und Höfen abseits der Straße - Platanos., Prastos, Agios Petros; windschiefe Hütten und Herrenhäuser, Wehrtürme und Klöster - viele Klöster: Loukous, Elonas, Paleopanagias, Eortakoustis, Karias, Ioanni tou Prodromou; Demut und weltferne Stille, die seltsam tröstlich wirken; brennende Kerzen und verblichene Heiligenbilder an den Wänden.


Das Bergland
Wolkenverhangene Gipfel, tiefe Schluchten, gähnende Abgründe. Reißende Wasser in der Tiefe, verschwenderisch reiche Vegetation. Ruinen einst blühender Städte der alten Arkader, byzantinische Kirchen, fränkische Zitadellen. Städte, Dörfer, Weiler. Holzfäller, Schäfer und verliebte Schäferinnen. Holzschnitzer, Handwerker und Maurer, Meister ihres Fachs. Freie Menschen der Berge, die sich nicht einzwängen lassen. In der Mitte einer langgezogenen Hochebene liegt Tripoli, Hauptstadt der Präfektur, wegen der fruchtbaren Felder ringsum landwirtschaftliches Zentrum und wegen der günstigen Lage Verkehrsknotenpunkt für die gesamte Peloponnes. Durch die Wirren der Zeitläufe haben sich die byzantinische Agios-Vassilios-Kirche und einige klassizistische Häuser erhalten (in einem von ihnen ist das Archäologische Museum untergebracht). Nördlich von hier liegt in 800 m Höhe der hübsche Marktflecken Levidi, umgeben von dunklen Tannenwäldern, die bis an den Horizont reichen. Verlockende Ausflugsziele lassen uns alle Augenblicke Halt machen. Zeugen aus der Glanzzeit der Antike, des byzantinischen Kaiserreichs. Byzantinische Fresken der kretischen Schule im Kloster Epano Hrepas. Die ruhmreichen Städte Arkadiens - Tegea und Mantinea in ,,lieblicher Gegend", Pallantion, Assea und Orhomenos, ,,mächtig an Herden", wie Homer berichtet. Palasgische Mauern, Theater, öffentliche Gebäude.

MegalopoliDer marmorne Tempel der Athena von Alea (370 v. Chr.) war einer der schönsten auf der Peloponnes. Das Kloster Panagia Gorgoepikoos, der ,,rasch Erhörenden", aus dem 10. Jh. mit Wandmalereien aus dem 16. Jh. Von der ,,großen Stadt" des Epameinondas, Megalopolis., sind Reste der Agora, des Zeustempels und des Theaters erhalten; Funde aus dem Gebiet der Ausgrabungen sind im Museum ausgestellt. Leondari - byzantinische Kirchen und Ruinen einer fränkischen Burg. In Likossoura (Lykosoura) stand der berühmte Tempel der Despoina (,,Herrin"), Göttin der Unterwelt, und Demeter, Göttin der Fruchtbarkeit (eine Kopie der im Tempel gefundenen Despoina-Demeter-Skulptur ist im Museum zu sehen; das Original befindet sich im Nationalmuseum Athen). Danach erreichen wir das malerische Dorf Likeo und gleich darauf versteckt unter mächtigen Nussbäumen, Ano Karyes.

Es lohnt sich, von hier aus zum Gipfel des Likeon hinaufzusteigen. In 1200 m Höhe sind über ein kleines Plateau verstreut noch Reste eines Pan-Heiligtums, eines Hippodroms und eines Stadions erhalten. An dieser Stelle wurden in der Antike die Lykalon-Spiele zu Ehren des Zeus abgehalten, an denen Männer und Knaben teilnehmen durften. Etwas weiter oberhalb der Kampfstätte befand sich ein großer Altar, auf dem Zeus Opfer dargebracht wurden. Wie festgekrallt an einem steilen Felshang dann das Bergdorf lsari. Unterhalb des Dorfes die kleine Kuppelkirche der Heiligen Theodora, mit Wandmalereien aus dem 11. Jh. Aus ihrem aus Platten gefügten Dach sind im Laufe der Jahrhunderte 17 riesige Bäume herausgewachsen. Karitena - mit der mächtigen Burg der fränkischen Barone auf dem hohen Felskegel das ,,griechische Toledo", alte Steinhäuser, mittelalterliche Gassen, byzantinische Kirchen.

Nicht weit von hier das antike Gortys und die idyllische Flusslandschaft des Loussios (von ,,louo" = baden), der so genannt wurde, weil Zeus als Kind einst darin gebadet wurde. Auch hier viele Klöster, die eine Besichtigung lohnen - das Kloster Johannes des Täufers (Moni Prodromou) mit Wandmalerein aus dem 14. und 16. Jh., das Philosophen-Kloster (Moni Filosofou) im Flusstal des Loussios, mit byzantinischen Fresken, und in die Bergwand hineingebaut das Emialon-Kloster mit Wandmalereien aus dem 17. Jh. In 1100 m Höhe sieht man dann schon von weitem die roten Ziegeldächer von Stemnitsa aus dem frischen Grün der Bäume auftauchen; schöne Kirchen bezeugen, dass im 14. Jh. die Byzantiner hier Einzug gehalten haben.

Dimitsana  Wie arkadische Dörfer zur Frankenzeit ausgesehen haben, zeigt sehr anschaulich auch das Bergdorf Dimitsana (1000 m) - gepflasterte Gassen, Holzbalkone, die Häuser in byzantinischer Tradition mit Ziegeldach: neben der Kirche die Pulvermühle und in der Bibliothek seltene Ausgaben und ein Volkskundemuseum. In dichten Nadelwäldern Loutra Ireas mit seinen Heilquellen und am Hügelhang Reste des antiken Heraia. Vitina (1060 m) gehört zu den größeren Dörfern, eine wegen des gesunden Klimas, der Tannenwälder und rauschenden Bergwasser sehr beliebte Winterfrische.

Hier hat die Holzschnitzerei eine lange Tradition - alle Arbeiten, von den Chorschranken in den Kirchen bis zur Kleinkunst in den Auslagen der Geschäfte sind von hoher künstlerischer und handwerklicher Qualität. Magouliana (1247 m) - alte Steinhäuser mit Ziegeldach, die in der aufsteigenden Abenddämmerung versinken, und darüber die dunkle Silhouette der byzantinischen Burg. Langadia - prächtige Herrenhäuser und alte Kirchen. Oben auf dem Berg, in 1150 m Höhe Valtesiniko, umgeben von Apfel - und Nussbäumen, Pappeln und Tannen. Wenn man sich zu den Dorfbewohnern ins Kafenion setzt, wird man bald feststellen, wie herzlich und gastfreundlich diese Hochländer sind, und künstlerisch begabt, wie man an den Erzeugnissen der Absolventen der hiesigen Holzschnitzerschule sieht. Am Berghang mit Blick auf das Dorf, die Agios-Georgios-Kirche (1830) mit einer achteckigen Kuppel und von vielen Fenstern durchbrochenen Wänden; im Inneren der Kirche besonders eindrucksvoll die holzgeschnitzte Chorschranke und die Betstühle.

Einen Kilometer Weiter steht die Mariä-Himmelfahrt-Kirche (Kimissis tis Theotokou), Hauptkirche eines 1625 gegründeten Klosters, mit verblichenen Heiligenbildern an den Wänden. Von hier aus ist die - Felswand der Agios-Nikolsos-Grotte zu erkennen; 100 Stufen führen zur Grotte hinauf, in die zwei Kirchen hineingebaut wurden - die eine St. Nikolaos geweiht, die andere Christi Himmelfahrt, mit Wandmalereien aus dem Jahre 1570. Schießscharten in den Wänden und unterirdische Krypten verraten mehr von der Geschichte Arkadiens als alle Jahreszahlen...